Am Sonntag will mein Süsser mit mir segeln gehn…
Würde er bestimmt gerne, ein Schiff haben wir ja jetzt… aber eine Kleinigkeit fehlt immer noch.
Keiner von uns kann segeln.
Am Anfang steht der Jollenkurs, sagt das Internet.
Nach schwierigem Abstimmen diverser Kurstermine mit unseren Urlaubstagen werde ich fündig und buche einen Kurs.
Als Vorbereitung schauen wir abends YouTube-Videos über das Jollensegeln und sehen dem Kurs seitdem mit gemischten Gefühlen entgegen.
Anscheinend besteht Jollensegeln aus Nasswerden, hektischer Aktivität, Kentern und Gewichtsverteilung, in dem der Schwerste über die Reling gehängt wird (oder so ähnlich). Die Tatsache, dass von den Kursveranstalter empfohlen wird, wasserfeste Hosen und Jacken mitzubringen, klingt ominös.
Sei es drum, wir machen uns trotzdem auf den Weg an die Ostsee.
Am nächsten Morgen finden wir uns in einem wunderschönen kleinen, von Schilf umringten Naturhafen wieder, in strahlendem Sonnenschein stehen wir in unseren schwarzen Regensachen zusammen mit mehreren, ähnlich ausgestatten Personen. „Ihr macht bestimmt auch den Segelkurs“, na klar, sonst würden wir genau so in Shorts und T-Shirt in der Sonne sitzen wie die amüsiert grinsenden Bootsbesitzer vor ihrem Latte Macchiato, die schon auf das Hafenkino warten.
Dann geht es los, erst Theorie, wir ziehen die Regensachen erst einmal wieder aus.
Säuberlich beschriften wir im Skript die Teile des Segelbootes, dann Manöverkunde, Halsen, wenden, kreuzen, wer hat Vorfahrt? Wind von Lee, von Luv, lauter neue Vokabeln lernen.
Dann geht es auf das Wasser.
Einsteigen in das wackelige Boot, behindert von den Schwimmwesten und den nicht sehr atmungsaktiven Regenhosen. Statt loszusegeln bekommen wir Paddel in die Hand gedrückt.
Eine Viertelstunde und mehrere Blasen in den Handflächen später finden wir uns vor einem glitschigen, mit Algen überwucherten Pfahl wieder, an dem wir das Boot nach mehreren Versuchen festgemacht haben und setzen das erste Mal im Leben die Segel.
Dann geht es los, statt Steuerrad gibt es eine Pinne, deshalb fahren wir häufiger in die falsche Richtung, weswegen wir noch eine neue Vokabel, die „Patenthalse“ kennenlernen.
Unser Segellehrer ist unerbittlich, wir sind froh über die Regenhosen, denn mittlerweile rutschen wir alle über den nassen Jollenboden zum Seitenwechsel, zu den Vorschoten und ab und zu einfach so, weil das Boot schaukelt.
Nach Kursende erkunden wir noch ein wenig Usedom, die Strände, die Museen in Peenemünde und gehen früh schlafen, denn so geht es noch die ganze Woche weiter, mit mal viel, mal weniger Wind.
Langsam lernen wir dazu, der Segellehrer sitzt nicht mehr im Boot sondern fährt mit einem Schlauchboot um uns herum un Schlimmeres zu verhüten, dann kommt der Tag der Prüfung und wider Erwarten klappt alles, Boje-über-Boot, Aufschiesser, Wende und selbst die Knoten sitzen…
Als stolze Besitzer des Jollengrundscheines fahren wir nach Hause, jetzt kann es losgehen..
Dachten wir.

