Neue Fahrt zum Leuchtturm auf den Hummerklippen..
Die Winterruhe ist fast zu schnell vergangen, von unseren eigenen Renovierungsplänen wurde nicht viel verwirklicht, aber zum Glück war die Werft fleissig und hat den „very british“en, aber nicht funktionierenden Duschthermostaten ausgebaut und in eine ausziehbare Brause umgewandelt, Luxus pur..
Der Mann an meiner Seite hat auch einen neuen Freund bekommen, Philippi heisst der kleine Kasten, der alles kontrolliert und zufrieden mit einem grünen Pfeil auf das kleine Batterie-Icon zeigt, wenn die Solarpanels ihrer Aufgabe nachkommen.

Der Auskrantermin kommt, wir fahren nach Otterndorf, diesmal ohne Probleme, legen wieder an unserem Platz an und geniessen die Aussicht auf die Elbe.
Kuscheliges Schlafen auf den neuen Matratzen und am nächsten Morgen eine heisse Dusche, das Wasser fliesst nicht ab, die „shower-discharge“-Pumpe hat so früh am Morgen keine Lust, ich kann es ihr nicht verdenken, die kleine manuelle Handpumpe kommt zum Einsatz und eine neue Elektropumpe auf die To-Do-Liste.
Wir planen die erste Helgolandfahrt des Jahres, Chuck kündigt sich an als Mitfahrer und Testschläfer in der neu gepolsterten Achterkabine, ganz entspannt bei (wie immer) wenig Wind geht es los, diesmal bleibt es ruhig, das Grosssegel klemmt immer noch trotz Überholung der Rollanlage, vermutlich liegt es doch am Segel selber; selbst Chuck gibt auf und wir motoren weiter, legen im Dunkeln an im Helgoland-Päckchen, der erste am Steg will gleich frühmorgens ablegen.
Nach dem Ablege- und Umsortiermanöver am nächsten Morgen holt Chuck frische Brötchen direkt aus der Backstube, der Tag geht gut los.
Das Wetter ist schön, ich gehe durch die Kleingartensiedlung, überall blinzeln kleine Gemüsepflanzen in die Morgensonne, es riecht nach Gras, Erde und dem Meer…
Auf dem Klippenrundweg höre ich die Vögel schon aus der Ferne, so früh im Jahr sind die Lummen auch da, dicht an dicht sitzen sie auf den schmalen Felsvorsprüngen, landen dort, wo es fast unmöglich scheint, starten wieder durch mit ihren schnellen Flügelschlägen, nicht elegant wie die Dreizehenmöwen nebenan; Lummen sind bessere Taucher als Flieger, aber sie surren hartnäckig über das Wasser wie Hummeln über der Blumenwiese.
Stundenlang schaue ich einfach nur zu, mesmerisiert von dem Anblick der Seevögel, Grenzgänger zwischen den Elementen, wie Adam Nicolson sie in „The Seabird´s Cry“ nennt.
Ich schlafe gut an dem Abend, in den Schlaf geschaukelt vom Meer, Möwengeschrei als Wiegenlied und über mir das stetig wiederkehrende, verlässliche Licht des Leuchtturms auf den Hummerklippen …
Lesevorschläge:
Adam Nicolson „The Seabird´s Cry“
James Krüss: “ Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“
