Why is the oil gone?

Why is the oil gone?

Auf nach Wangeooge, der Tidenkalender wird zu Hilfe genommen, die Ablegezeit auf 6 Uhr morgens festgelegt, die Nachbarlieger informiert, der Ölstand kontrolliert.

„Das Öl ist weg!“ ruft der Mann an meiner Seite erstaunt und hält den knochentrockenen Ölpeilstab hoch.

„Das kann nicht sein“ sage ich, „lass mich mal gucken!“ wobei ich mein vollstes Vertrauen in die Ölpeilstab-Ablesefähigkeiten des Skippers demonstriere.

Tatsächlich, kein Öl am Messstab.

Ich klettere aus dem Motorraum, die Treppe hoch und schaue ins Wasser… kein schillernder Regenbogenteppich um das Schiff, nur eine zerfledderte Plastiktüte treibt dort.

Im Wasser gelandet ist das Öl also nicht, das ist sehr gut.

Auch während der Fahrt haben wir kein verräterisches buntes Band hinter uns hergezogen, noch mal sehr gut.

Aber wo ist das Öl geblieben?

Der Mann an meiner Seite telefoniert mit Captain Jack Sparrow, ich höre mit halben Ohr mit, vielleicht ist es in die Bilge gelaufen? Ich lupfe die Bodenbretter und spähe in die Tiefe, dort ist alles wie immer, etwas Wasser, kein Öl.

Captain Jack weiss auch nicht weiter.

Mit einer Taschenlampe bewaffnet nehme ich den Motor noch einmal genau unter die Lupe.

Blitzsauber von oben, von den Seiten, von unten.. Igitt, was ist das? Ich taste in die Motorbilge und lande in glitschiger Flüssigkeit, „Ich hab das Öl gefunden“ rufe ich und ziehe meine Hand unter dem Motor heraus, schwarzer Schleim läuft herunter, das Monster aus der Lagune…

Wenn so viel Öl direkt aus dem Motor gespritzt wäre, würde ich einen anderen Anblick erwarten, sozusagen das Öl-Aquivalent eines Splattermovies , aber der Motorraum ist komplett sauber, auch der Motor selber, makellos.

Während ich über den Freiheitsdrang des Öls und dessen geheimen Fluchtweg aus dem Motor-Alcatraz sinniere, schimpft es neben mir wie ein Rohrspatz: “ Wir hängen hier fest, gestrandet auf Borkum, so ein Mist…“

Wir rufen den Volvo-Penta-Service an, nettes Gespräch, aber keiner kann auf die Insel kommen, zu viel zu tun..

Egal, das Öl unter dem Motor muss weg.

Ich funktioniere meine Duschabflußabsaugpumpe zur Ölabsaugpumpe um und sauge ungefähr 6 Liter schwarzes, zähes Öl in unsere leeren Wasserflaschen (das war es dann mit dem Flaschenpfand..) und verpacke alles noch einmal extra in Müllbeutel, kein Tropfen Öl soll in das Meer gelangen.

Irgendwann ist die Bilge fast leer, die Flaschen sind voll und ich bin glitschig.

Ich folge weiter der Spur des Öls und lege Papiertücher aus und mich auf die Lauer, es tropft langsam, aber regelmäßig aus der Motorunterseite.

Nichts zu sehen.

Ich gehe in die Yogastellung Finde-das-Ölleck und winde mich unter den Motor mit der Hand und taste dessen Unterseite ab, auf der Suche nach der undichten Stelle.

.Dem Motor gefallen meine Streicheleinheiten, Serge Gainsbourg spielt im Hintergrund, die Motorraumbeleuchtung wechselt auf Rosa, aber die Massage bleibt vergeblich, ich finde kein Leck.

Also keine Fahrt nach Wangeooge, unsere Nebenlieger freut es, können sie doch ausschlafen.

Wir beschliessen, das Problem auf morgen zu vertagen.

Am nächsten Morgen ist das ausgelegte Küchenpapier schwarz und nass, ich zähle Tropfen, stelle Berechnungen an, wieviele Milliliter hat ein Tropfen? Wieviele pro Sekunde? Wie lange dauert die Fahrt nach Cuxhaven zur Werft?

Selbst wenn die Rechnung nicht aufgeht, wir brauchen mehr Öl, unsere Reserve wird nicht reichen.

Öl auf Borkum? Mit dem Taxi in den Baumarkt, dort stehen mehrere Reihen Ölkanister, dazwischen klafft eine Lücke, laut Regalbeschriftung sollte hier das 15W40 stehen.

Also an die Tanke. Passendes Öl gibt es, allerdings nur in 1 Liter Behältern, wir kaufen alle auf, der nette Tankwart gibt uns noch einen Transportkarton dazu.

Wir beschliessen, am nächsten Tag direkt nach Cuxhaven zurückzufahren, der Mann an meiner Seite rechnet mit 12 Stunden, das Öl sollte reichen.

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